Olympische Scheiße

26 Milliarden österreichische Schilling hat das internationale Gelddiplom voll dem Volk in den Topf gegriffen für ihren internationalen Spaß. Ich bin auf der Alm, wie beim Spektakel 72 in München, wie viel starben denn da? Ich will nicht! Und schon gar keine olympische Scheiße. Diese beknackten Hunde in ihren Riesenstadien. Das blinde Volk schaut zu wie das Rindvieh, schaut blökend zu. Wer in dem Dreckstress zusammenklappt, in den Irrenhäusern vegetiert, als Söldner Drittländer auszuplündern hat, der weiß natürlich nicht, dass er auch mit seinem Schweiß and Blut die olympische Scheiße mitblechen muss. Er weiß nämlich nichts. Er darf ja nichts wissen. Man muss die Kerle so erziehen, dass sie schweigen oder klatschen. Sabbat, Feierabend, mehr nicht, ora et labora, Amen.

Dafür. Vor den Banken stehen die Gun-Men. Vor den Goldläden die Pistoleeros. Da wird für einen Geldsack Leben ausgelöscht. Banditen oder Polizisten stehen sich in nichts nach. Fürs liebe Geld. Solang nichts andres gefunden, könnt ihr zusehen, dass ihr Hochalmen findet, dass eure Existenz zusammenkracht, dass ihr betet and bettelt. In Kanada wird für 26 x 10 hoch 9 = 26 000 000 000 österreichische Schilling gefeiert. Die internationale Sportszene gibt sich ihr Stelldichein. Sorry, ich bin kein Sportler. Ich bin schon tot gebuckelt jede Nacht, wenn ich mir mein Tagbrot abends zusammengebettelt habe. Und dann habe ich noch nicht neue Hose and Schuhe, noch lange nicht.   I C H   gebe einen Dreck für den olympischen Terror. Ich bin für den Rückschritt. Wenn die Schweine sich stark fühlen, fressen sie ihre Jungen. Wenn's den Wölfen knapp wird, fressen sie ihre Schwächeren.

Als die Papstkirche in bester Blüte stand, war sie eine folternde Geißel, eine Heimsuchung für die Menschen. Und jetzt fühlt sich der universitäre Ausstoß der Menschverwalter and Großverdiener groß, sehr groß, fühlt sich nicht nur, ist es auch. Sehr groß. Zwischen dem Rollenkarren des Krüppelbettlers and dem Rolls Royce liegen nicht nur Welten auch Jahrtausende. Leistet der Krüppel denn weniger? Leistet, leistet den Planeten zu Ende. Der Krüppel leistet keine olympischen Spiele in seinen Lumpen auf dem Räderholzkarren. Wenigstens das nicht! Die Verneinung führt zur Bejahung des Lebens, die Verneinung der Welt führt zur Bejahung der Liebe. Der wesensgleichen Liebe zu allen. Wie die Ziege "Strupperle" unten im Stall, die ihr Adoptivlamm mit mütterlichem Herzen liebt.

Dem Strupperle fehlen die Wehrhörner. Es ist gestoßen von den Hörnerziegen. So liebt es das Lamm, frisst fürs Lamm, macht Milch fürs Lamm. Mag Strupperle eine Krüppelziege sein ohne Hörner, so macht es Liebe. 

Die Olympiade macht böses Blut, wird Hass machen, wird Blut fordern. Fällt der Eröffnungs-Schickeria eine Anarchistenbombe auf X-Millionen-Dollar-Dach wird's Blutgeschrei riesig. Doch wie viel Blut and Leben aus dem Stadion schreit, das will keiner wissen. Gott wird in Nebukadnezars Festsaal immer wieder mit seinem Zeigefinger reinfegen - doch die Blindheit kann er eben auch nicht von den Olympioniken nehmen. Die Blinden werden nur wüten, wenn sie gereizt werden. Bei der Olympiade werden sie gereizt werden. Wie 1972. Wenn die Blinden wüten, schlagen sie alles um sich herum kaputt. Wenn die Wolfsherden zu groß werden, müssen sie sich selber fressen.

Die Elefanten menschlichen Größenwahns werden den Dschungel des Lebens zertrampeln and das Kleinmenschentum mit vernichten. Dann stehen sie in der von ihnen verursachten Wüste wie nach allen Kriegsfesten and wählen Schuldige. Gott wird ihnen durch eine anarchistische Bombe auf den Schädel klopfen. Gott wird schon für Ausgleich sorgen. Wundert euch nicht, doch fürchtet euch sehr! Fürchtet euch alle.



Fool on the Hill, Juli '76

Lacht!

Ein zorniges Abendstück komponiert unter dem Titel der "olympischen Scheiße". Für den, der an der Welt leidet, sie nicht genießt gleich dem Kind reicher Eltern die Geburtstage, für den ist diese Welt ein Kreuz, ein kreuzigendes Kreuz. Denker, Künstler, Dichter, Sänger, Philosophen, viele Strophen, gezüchtete Schönheit der Kunst, perlende Gedankengoldketten aus Einfällen and XXL-Sätzen, Tränenbäche, Tränenbecher aus Mitleiden and Mitgefühl, Wissen, Bewusstsein, Wissen macht machtlos, Erkenntnis, Unterscheidung, Durchblick, Erleuchtung ... all das macht schnell alt, so schnell weltsatt and alt. Macht manchen müde, lebenskrank, aufgezehrt, aufgebend, verlodernd... wehr Dich Wissender. Plappre. Witze. Münde Dein Wissen, Deine wertlose Weisheit in eine Symphonie aus Gelächter, aus kräftigem Gelächter, lach doch aus nur noch Tod and Teufel, die Du besiegen Kraft genug fandest in Deinem strahlenden Augenblick, lache über die Feindschaft, die Bosheit and Gier, lache über Deine zerschlissene Armut, über Deine Verkleidung in flauschigen Schwarzsamt, lache, sauf, trink, iss, lache and springe mit den Tieren, den Kindern umher, nutze die Weiber oder lasse sie liegen, wie's Deinem lachenden Leib gut tut. Lache, quirle, sprudele, schwatze, plappre, Pappel Populus, lass die ernsten Geier bei ihrem Gepoker um Autos, Häuser, Weiber, lass die Geier gieren und lache sie lauthals an and aus, dass sie gucken and schlucken, setzt der Geldgier aus gerissenen Worten eine Lebenslustigkeit and Lebensfreude entgegen, die die Ordnungen wankender macht als Euer Aasgeierauswurf, wie ich lachend eure Anarchobomben plötzlich taufe. Lacht übers Größte, lacht übers Teuerste, lacht übers Heiligste, denn das Heiligste soll Euer Lachen Euch bleiben, lacht aus einem Herzen, das nichts mehr will als Lachen, ein satt, frohes, stilles, zufriedenes Plapperlachefunkelherz, springt, lauft doch fort, lauft lachend ihnen davon ...

Nach fünf Monaten Suche fand Odysseus den neusten Schatz, fand die Freude im Kampfkrieg, fand den Mut zur Feigheit, fand das Lachen, die Liebe zum Lachen, fand als Erster am Scheitelpunkt der Tragödie, als es allen die Kehle zu schnürte and den Magen einpresste, da schreckte das Theater der festheiligen Spiele ein sich steigerndes, wildes Gelächter, dass in die Wüste aus Krieg, Blut, Krankheit, Gewalt, Gier, Entsetzen, Unheil and Traurigkeit fiel wie ein erster Regen, ein sich steigernder Lacheregen fiel in die Wüste der Welt, einer lernte das Lachen, das laute, mutige Lachen mit platzend, breiten Lippen and schmutzschwarzen Zähnen wieder, fand für die ganze feine and grobe Gesellschaft ein Lachen wie brodelnder Rhythmus, wie schaukelnde Hulamelodie, fand Lachen zum Nichts and zu Allem bis der Körper zerrüttelt bald schmerzte and lauter Tränen aus den Augen liefen. Dies Lachen meine ich and mehr nicht.

Aus "Fool on the Hill" 9. Juli '76